Traumdeutung - Erinnerung an verdrängte Erfahrungen

Die Träume, in denen verdrängte Erfahrungen zum Ausdruck kommen, gehören häufig zu den wichtigsten, denn sie verhelfen uns zur vertieften Einsicht in die persönliche Entwicklung und in die augenblickliche Lebenssituation. Aus solchen Träumen kann sich eine tiefe psychische Krise ergeben, an deren Ende vielleicht ein grundlegender Wandel des gesamten Lebens steht.

Wo die zahllosen Erfahrungen, die wir von der Wiege bis zur Bahre machen, gespeichert werden, ist bislang noch unbekannt. Man kann sich schwer vorstellen, wie und wo diese Fülle von Daten ein Leben lang erhalten bleibt. Vielleicht wird tatsächlich viel für immer vergessen und nur das gespeichert, was wirklich wichtig war. 

Dafür spricht, dass man sich vor allem an Gedächtnisinhalte, die mit Gefühlen verbunden waren, besonders gut erinnern kann, weil sie durch die Emotionen ein besonderes Gewicht erhielten. Aber man erlebt auch nicht selten, dass man sich plötzlich an sehr weit zurückliegende Erfahrungen erinnert, die eigentlich zu banal waren, als dass man sie hätte speichern müssen. Daraus könnte man schließen dass wir überhaupt nichts vergessen, sondern alles irgendwo seine Spuren hinterlässt, auch wenn man sich daran nie mehr bewusst erinnert.


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Vielleicht die wichtigste, aber ganz bestimmt nicht die einzige Quelle der Erinnerungen ist das Unbewusste. Hier werden vermutlich jene gefühlsbeladenen Erfahrungen „aufbewahrt“, an die man sich nicht mehr erinnern möchte, weil sie schmerzlich sind.

Das beginnt in der frühsten Kindheit, wahrscheinlich sogar schon vor der Geburt, denn die pränatale (vorgeburtliche) Psychologie lieferte bereits genügend Material dafür, dass das ungeborene Kind zum Beispiel schon am Stress und an den Emotionen der Mutter teilnimmt.

In erster Linie sind es Enttäuschungen von Gefühlen (Frustrationen), die während der frühsten Entwicklung ins Unbewusste abgedrängt werden. Der Vorgang der Verdrängung setzt sich das ganze Leben fort. Bis zu einem gewissen Grad ist er sogar nützlich, damit das Seelenleben entlastet wird.

Erst wenn die Verdrängung unzweckmäßig und im Übermaß erfolgt, wenn man sich also überhaupt nicht mehr den unausbleiblichen Enttäuschungen und Konflikten des Lebens stellt, treten Probleme auf; die schließlich mit einer psychischen Krankheit enden können.

Träume zeigen, dass auch die verdrängten Erfahrungen der frühsten Kindheit, an die man sich ein Leben lang nicht mehr bewusst erinnert, keinesfalls vergessen und überwunden sind. Allerdings lässt die Traumzensur die Erinnerungen daran nicht offen zu, sondern verzerrt sie bei der Traumarbeit oft sehr stark.

Der Selbstanalyse sind solche Träume zum Teil nicht mehr zugänglich, weil jeder Versuch, in ihnen die verdrängten Erfahrungen zu erkennen, erhebliche innere Widerstände provoziert. Häufig können diese nur mit Hilfe des Therapeuten überwunden werden.

Aber nicht jeder Traum, der sich mit verdrängten Erfahrungen befasst, erfordert eine gründliche Analyse. Es kommt durchaus vor, dass man durch den Traum die Erfahrungen verarbeitet und dann endgültig vergessen kann. Ähnlich wie der Körper verfügt auch die Psyche über Selbstheilungs- und Widerstandskräfte, die dazu beitragen, mit Belastungen aus eigener Kraft fertig zu werden.

Es mag sich dabei nur um eine scheinbare Verarbeitung handeln, vergleichbar der Scheinbefriedigung von Wünschen, das spielt nicht unbedingt eine Rolle. Wenn das Seelenleben dadurch „zufriedengestellt“ wird und die verdrängten Erfahrungen zukünftig nicht mehr das bewusste Leben stören, kann auch das eine große Hilfe bedeuten.

Wenn ein Traum aber nachhaltig beeindruckt oder erschüttert, vielleicht in ähnlicher Form häufig wiederkehrt, ist das meist ein Zeichen dafür, dass man allein oder mit Hilfe des Therapeuten daran arbeiten sollte.